Bakterielle Rachenentzündung (Pharyngitis)
ICD-Codes: J02.0 Was sind ICD-Codes?
Am häufigsten lösen Streptokokken eine bakterielle Entzündung des Rachens aus. Eine solche Streptokokken-Pharyngitis lässt sich anhand der Beschwerden kaum von einer viralen Rachenentzündung unterscheiden. Mit einem Rachenabstrich kann die Diagnose jedoch sichergestellt werden. Antibiotika können die Krankheitsdauer verkürzen.
Auf einen Blick
- In den meisten Fällen wird eine bakterielle Rachenentzündung durch Streptokokken ausgelöst. Dann spricht man auch von einer Streptokokken-Pharyngitis.
- Am häufigsten tritt die Erkrankung im Alter von 5 bis 15 Jahren auf. Bei Erwachsenen ist sie eher selten.
- Typische Symptome sind Halsschmerzen, Schluckbeschwerden und Fieber.
- Um eine Streptokokken-Pharyngitis festzustellen, können Ärztinnen und Ärzte einen Rachenabstrich entnehmen.
- Antibiotika können die Krankheitsdauer verkürzen. Eine bakterielle Rachenentzündung muss jedoch nicht grundsätzlich mit Antibiotika behandelt werden.
Hinweis: Die Informationen dieses Artikels können und sollen einen Arztbesuch nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.

Was ist eine Streptokokken-Pharyngitis?
Eine Streptokokken-Pharyngitis ist eine bakterielle Entzündung des Rachens, die sich meist durch Halsschmerzen, Schluckbeschwerden und Fieber äußert. Die Erkrankung wird von Bakterien aus der Gruppe der A-Streptokokken ausgelöst, am häufigsten von dem Bakterium Streptococcus pyogenes.
Bei Erwachsenen kommt diese Form der bakteriellen Rachenentzündung deutlich seltener vor als bei Kindern und Jugendlichen. Sie tritt vor allem im Winter und Frühjahr auf.
In den meisten Fällen werden Rachenentzündungen jedoch durch Viren verursacht.
Eine Rachenentzündung ist ansteckend. Wer erkrankt ist, sollte zum Schutz anderer den engen Kontakt mit Menschen vermeiden.
Wie äußert sich eine Streptokokken-Pharyngitis?
Häufige Symptome einer bakteriellen Rachenentzündung durch Streptokokken sind:
- Halsschmerzen
- Schluckbeschwerden
- Fieber
- geschwollene Lymphknoten
Vor allem bei Kindern kann es auch zu Kopf- und Bauchschmerzen sowie Übelkeit und Erbrechen kommen.
Typischerweise setzen die Beschwerden sehr plötzlich ein. Sie können unterschiedlich stark ausgeprägt sein und auch unabhängig voneinander auftreten.
Wichtig zu wissen: Zu ähnlichen Beschwerden kommt es auch bei einer durch Viren verursachten Rachenentzündung. Symptome wie Schnupfen, Husten, Durchfall oder eine Bindehautentzündung weisen ebenfalls auf eine virale Entzündung hin.
Wie entsteht eine Streptokokken-Pharyngitis?
Eine bakterielle Rachenentzündung wird meist von dem Erreger Streptococcus pyogenes ausgelöst, einem Bakterium aus der Gruppe der A-Streptokokken. Diese Bakterien werden von Mensch zu Mensch übertragen.
Eine Ansteckung erfolgt meist durch einen engen direkten Kontakt mit erkrankten Personen. Die Erreger werden zum Beispiel durch Tröpfchen beim Husten, Niesen oder Sprechen übertragen. Wenn diese Tröpfchen mit den Erregern auf die Schleimhäute von Nase, Mund oder Augen gelangen, kann man sich anstecken.
Über indirekten Kontakt wie das Anfassen von verunreinigten Türklinken oder Spielzeug kann man sich ebenfalls anstecken. Hier spricht man auch von einer Schmierinfektion.
Sehr selten werden A-Streptokokken durch Lebensmittel oder Wasser übertragen.
Wie oft kommt eine Streptokokken-Pharyngitis vor?
Generell erkranken mehr Menschen im Winter und Frühjahr an einer Streptokokken-Pharyngitis.
Am häufigsten kommt sie bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 5 bis 15 Jahren vor. Bei ihnen ist sie für bis zu 30 Prozent aller Rachenentzündungen verantwortlich. Bei Erwachsenen sind es nur etwa 10 Prozent.
Bei Kleinkindern unter 3 Jahren ist eine bakterielle Rachenentzündung durch Streptokokken sehr selten.
Wie verläuft eine Streptokokken-Pharyngitis?
In der Regel heilt eine akute bakterielle Rachenentzündung durch Streptokokken von selbst aus und die meisten Symptome sind nach einer Woche verschwunden.
Selten kann es jedoch zu Folgeerkrankungen oder Komplikationen kommen. Dazu gehören:
- Mandelentzündung (Tonsillitis)
- Eiteransammlung um die Gaumenmandeln (Peritonsillarabszess)
- Mittelohrentzündung
- Hirnhautentzündung
- Lungenentzündung
- Blutvergiftung (Sepsis)
- Herzinnenhautentzündung (Endokarditis)
- rheumatisches Fieber
- Nierenentzündung (Glomerulonephritis)
Eine Behandlung mit gegen Streptokokken wirksamen Antibiotika kann die Krankheitsdauer etwas verkürzen. Durch die Behandlung mit Antibiotika ist man nicht mehr ansteckend, nachdem mindestens 24 Stunden lang keine Symptome mehr aufgetreten sind. Ob Antibiotika auch sicher Folgeerkrankungen und Komplikationen verhindern können, ist nicht eindeutig bewiesen.
Wie kann man einer Streptokokken-Pharyngitis vorbeugen?
Es gibt keine Impfung gegen eine von Streptokokken ausgelöste Rachenentzündung.
Es gibt jedoch einige einfache Maßnahmen, mit denen jeder Mensch einer Ansteckung vorbeugen kann. Zum Beispiel indem man:
- den Kontakt zu Menschen mit einer akuten Erkrankung vermeidet
- sich häufig und sorgfältig die Hände mit Seife wäscht
- Gegenstände wie Spielzeug oder Türklinken regelmäßig desinfiziert
Wer jedoch bereits eine Streptokokken-Folgeerkrankung wie das rheumatische Fieber durchgemacht hat, kann sich zusätzlich schützen. In Absprache mit einer Ärztin oder einem Arzt kann eine mehrjährige antibiotische Vorbeugung erwogen werden, um eine erneute Infektion zu verhindern.
Wie wird eine Streptokokken-Pharyngitis festgestellt?
Ärztinnen und Ärzte können in der Regel nicht allein anhand der Beschwerden sicher feststellen, ob eine Rachenentzündung durch Streptokokken ausgelöst wurde.
Daher können sie zusätzlich einen Rachenabstrich entnehmen. Der Abstrich wird entweder mithilfe eines Streptokokken-Schnelltests direkt vor Ort untersucht oder zur Untersuchung in ein Labor geschickt. Wenn der Schnelltest ein negatives Ergebnis zeigt, kann es sinnvoll sein, anschließend noch einen Rachenabstrich im Labor untersuchen zu lassen. Ein Nachweis der Bakterien kann in bestimmten Fällen sinnvoll sein, ist aber nicht immer erforderlich.
Wichtig zu wissen: Der Rachenabstrich ist wichtig für die Auswahl der Behandlung. Werden keine Streptokokken nachgewiesen, kann es sich um eine virusbedingte Rachenentzündung handeln. Gegen Viren sind Antibiotika unwirksam.
Wie behandelt man eine Streptokokken-Pharyngitis?
Auch wenn die Rachenentzündung durch Bakterien verursacht wurde, muss man nicht grundsätzlich Antibiotika einnehmen. Ärztinnen und Ärzte entscheiden anhand der Beschwerden und der medizinischen Vorgeschichte, ob die Gabe eines Antibiotikums sinnvoll ist oder nicht.
Gegen Streptokokken kommen meist Penicillin oder Amoxicillin in Tablettenform zum Einsatz. Für Menschen, die allergisch auf Penicilline reagieren, stehen andere Antibiotika zur Verfügung.
In der Regel verschwinden die Symptome spätestens am dritten Tag der Antibiotikatherapie. Trotzdem ist es wichtig, dass man die Tabletten so lange nimmt, wie es die Ärztin oder der Arzt verordnet hat. Sonst kann es sein, dass die Infektion nicht vollständig ausheilt und erneut aufflammt.
Wichtig zu wissen: Einige Bakterien können mit der Zeit unempfindlich (resistent) gegen zuvor hochwirksame Antibiotika werden. Ihr bewusster Einsatz trägt dazu bei, die Wirksamkeit dieser Medikamente möglichst lange zu erhalten.
Bei starken Schmerzen oder Fieber kann man außerdem schmerz- und fiebersenkende Mittel wie Paracetamol oder Ibuprofen einnehmen.
Manche Menschen bekommen immer wieder eine akute Streptokokken-Pharyngitis. Auch die Gaumenmandeln können dann entzündet sein (Tonsillitis). Geschieht dies häufig oder treten starke Beschwerden auf, kommt manchmal eine operative Entfernung der Mandeln infrage. Es besteht auch die Möglichkeit, nur einen Teil der Mandeln zu entfernen.
Weitere wichtige Maßnahmen
Wer eine Streptokokken-Infektion hat, darf zunächst keine Gemeinschaftseinrichtungen wie eine Schule besuchen. Das gilt, bis eine Antibiotikatherapie begonnen wurde und mindestens 24 Stunden keine Symptome mehr aufgetreten sind. Danach gelten Personen mit einer Streptokokken-Infektion nicht mehr als ansteckend. Ohne Antibiotikum können betroffene Personen frühestens 24 Stunden nach vollständigem Abklingen der Symptome in Gemeinschaftseinrichtungen zurückkehren. Entscheidend ist die Einschätzung der behandelnden Ärztin oder des behandelnden Arztes.
- Ashurst JV, Edgerley-Gibb L. Streptococcal Pharyngitis [Updated 2023 May 01]. In: Stat Pearls (Internet). Treasure Island (FL): StatPearls Publishing. 2025 Jan-. Aufgerufen am 26.02.2025.
- Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin e.V. Halsschmerzen. S3-Leitlinie. AWMF-Registernummer 053-010. 10.2020. Aufgerufen am 26.02.2025.
- DynaMed (Internet), Ipswich (MA). Streptococcal Pharyngitis. EBSCO Information Services. Record No. T115782. 2018 (1995). Aufgerufen am 26.02.2025.
- Robert Koch-Institut. Streptococcus pyogenes-Infektionen. RKI-Ratgeber. Aufgerufen am 26.02.2025.
- UpToDate (Internet). Treatment and prevention of streptococcal pharyngitis in adults and children. Wolters Kluwer 2020. Aufgerufen am 26.02.2025.
Geprüft durch die Deutsche Gesellschaft Pädiatrische Infektiologie e. V.
Stand: