Krankheiten Rücken- und Kreuzschmerzen
ICD-Codes: M54 Was sind ICD-Codes?
Fast jeder Mensch hat irgendwann mal Kreuzschmerzen. Die gute Nachricht: Für gewöhnlich sind die Beschwerden harmlos und verschwinden innerhalb einiger Tage oder Wochen wieder. Die wirksamste Methode, um Rückenschmerzen vorzubeugen, ist regelmäßige Bewegung.
Auf einen Blick
- Rückenschmerzen lassen sich fast nie auf eine einzelne Ursache zurückführen.
- Man unterscheidet zwei Arten von Rückenschmerzen: unspezifische und spezifische Rückenschmerzen; unspezifische Kreuzschmerzen sind nicht gefährlich.
- Regelmäßige Bewegung ist die wirksamste Methode, um wiederkehrenden Rückenschmerzen vorzubeugen.
- Meistens klingen Kreuzschmerzen auch ohne Behandlung innerhalb einiger Tage oder Wochen wieder ab.
- Kurzzeitig können auch Schmerzmittel wie Ibuprofen Linderung bringen.
- Untersuchungen wie eine MRT sind meist nicht nötig und oft auch nicht aussagekräftig.
Hinweis: Die Informationen dieses Artikels können und sollen einen Arztbesuch nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.

Was sind Rückenschmerzen?
Fast jeder Mensch hat irgendwann mal Kreuzschmerzen – die gute Nachricht: In den seltensten Fällen sind Rückenschmerzen gefährlich. Für gewöhnlich kommen sie unvermittelt und sind nach einigen Tagen oder Wochen wieder weg. Was man mit Rückenschmerzen machen sollte, ist, weiter aktiv zu bleiben. Betroffene sollten ihren Alltagsaktivitäten weiter nachgehen und sich nach Möglichkeit körperlich bewegen. Eine Schonhaltung, zu wenig Bewegung oder eine Bettruhe können die Besserung nämlich verzögern.
Rückenschmerzen haben fast nie nur eine einzelne Ursache. Für gewöhnlich sind solche „unspezifischen“ Schmerzen jedoch nicht bedrohlich. Diese Kreuzschmerzen bedeuten nicht, dass der Rücken verletzt ist. Das gilt auch für langanhaltende oder immer wiederkehrende Rückenschmerzen.
Chronische Schmerzen können für Betroffene allerdings zum Verlust von Lebensqualität führen.
Weil oft mehrere Ursachen zusammenspielen, erlauben auch bildgebende Untersuchungen wie eine Magnetresonanz-Tomografie (MRT) meist keine sichere Diagnose. Fachleute raten deshalb davon ab, routinemäßig eine Bildgebung des Rückens durchzuführen.
Wie äußern sich Rücken- und Kreuzschmerzen?
Als Kreuz- oder Rückenschmerzen werden Schmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule bezeichnet – also im unteren Bereich des Rückens zwischen Hüfte und Gesäß. Die Schmerzen sind meist mit Muskelverspannungen, oft auch mit Bewegungseinschränkungen verbunden.
Ein plötzlich auftretender, heftiger Schmerz im Kreuz (im unteren Rücken) ist der sogenannte Hexenschuss (Lumbago).
Es kommt auch vor, dass Schmerzen in ein Bein oder beide Beine ausstrahlen. Wenn der Schmerz bis über das Knie oder in den Fuß geht, spricht man von Ischialgie oder umgangssprachlich von Ischias. Die häufigste Ursache für diese Form von Rückenschmerzen ist ein Bandscheibenvorfall.
Zwar können Rückenschmerzen und Schmerzen in den Beinen gleichzeitig auftreten, sie haben aber nicht zwingend die gleiche Ursache. Wenn die Beinschmerzen heftiger sind als im Rücken, entlang einer bestimmten Nervenbahn verlaufen oder mit anderen Beschwerden wie Kribbeln oder Taubheit vorkommen, liegt wahrscheinlich eine Ischialgie vor.
Was sind die Ursachen für Rückenschmerzen?
Es gibt im Groben zwei Arten von Rückenschmerzen: unspezifische und spezifische Rückenschmerzen.
Bei über 85 Prozent der betroffenen Menschen gibt es keine eindeutige Ursache für ihre Beschwerden. Diese unspezifischen Kreuzschmerzen können von folgenden Faktoren beeinflusst oder ausgelöst werden:
- Bewegungsmangel und einer schwachen Rumpfmuskulatur
- Fehlbelastungen oder einseitigen Belastungen – zum Beispiel durch langes unbewegliches Sitzen (am Schreibtisch), einseitige oder ungewohnte schwere körperliche Arbeit
- Muskelverspannungen (auch infolge einer Fehlbelastung)
- psychischen Einflüssen wie Stress, finanziellen oder familiären Sorgen, ausgeprägter Ängstlichkeit, Selbstzweifeln oder Erkrankungen wie einer Depression
- Veränderungen in der Schmerzwahrnehmung im zentralen Nervensystem
- familiärer Veranlagung
Spezifische Ursachen für Kreuzschmerzen können eindeutig festgestellt werden. Ursachen können zum Beispiel eine Verengung des Wirbelkanals, ein akuter Bandscheibenvorfall, ein Knochenbruch am Wirbelkörper (beispielsweise aufgrund von Osteoporose) oder die Bechterew-Krankheit sein. Bei spezifischen Rückenschmerzen werden daher manchmal andere Behandlungen gewählt als bei unspezifischen.
Wie lange halten Rückenschmerzen an?
Innerhalb einiger Tage oder Wochen klingen Rückenschmerzen auch ohne Behandlung in den meisten Fällen von selbst wieder ab. Allerdings haben viele Menschen immer wieder Beschwerden: In Studien traten bei bis zur Hälfte der Betroffenen innerhalb eines Jahres erneut Kreuzschmerzen auf.
Bei manchen Menschen sind die Beschwerden hartnäckiger und bessern sich nur langsam über viele Monate. Oder sie werden chronisch, bleiben also länger bestehen oder kehren immer wieder.
Chronische Kreuzschmerzen, also solche, die über Monate anhalten, können unterschiedlich ausgeprägt sein:
- mal mehr, mal weniger stark
- leicht, aber ständig spürbar
- stark und über längere Zeit anhaltend
Es lässt sich kaum vorhersagen, wie sich akute oder chronische Kreuzschmerzen bei einem Menschen entwickeln.
Wie lassen sich Rückenschmerzen vorbeugen?
Die wirksamste Methode, um Rückenschmerzen vorzubeugen, ist regelmäßige Bewegung.
Es empfiehlt sich ein gezieltes Trainieren der Rumpfmuskulatur durch Kräftigungs- und Stabilisierungsübungen. Auch das regelmäßige Training ist wichtig. Studien belegen die Wirksamkeit von Übungen zur Stärkung der Muskulatur: Die Häufigkeit von Rückenschmerzattacken konnte so fast halbiert werden.
Wer sich mit Sport schwertut, kann die Häufigkeit von Rückenschmerzen durch regelmäßige Spaziergänge fast genauso gut senken. Das hat eine große Studie gezeigt, in der die Teilnehmenden dazu angeleitet wurden, möglichst fünfmal pro Woche für eine halbe Stunde spazieren zu gehen.
Vertiefende Informationen, etwa warum Bewegung bei Rückenschmerzen wichtig ist, finden Sie unter gesundheitsinformation.de.
Wie werden Rückenschmerzen diagnostiziert?
Um die Ursache für die Rückenschmerzen herauszufinden, wird die Ärztin oder der Arzt in der Hausarzt- oder Orthopädiepraxis zunächst einige Fragen stellen. Mögliche Fragen sind: Sind die Kreuzschmerzen zum ersten Mal oder wiederholt aufgetreten? An welcher Stelle treten die Beschwerden genau auf? Schmerzt der Rücken nur bei Bewegung oder auch in Ruhe?
Es ist auch wichtig zu wissen, ob Betroffene kurz zuvor einen Unfall hatten, dauerhaft bestimmte Medikamente wie beispielsweise Kortisonpräparate einnehmen, ob weitere Erkrankungen bestehen und ob noch andere Symptome vorliegen wie Gefühlsstörungen (Kribbeln, Taubheit) oder Lähmungserscheinungen. Auch bestimmte körperliche und psychische Belastungen können eine Rolle spielen und werden abgefragt.
Bei der körperlichen Untersuchung werden die Muskeln auf schmerzhafte oder verspannte Stellen abgetastet, Reflexe getestet und die Beweglichkeit geprüft. Durch das vorangegangene Gespräch (Anamnese) und die körperliche Untersuchung können ernsthafte gesundheitliche Probleme meistens ausgeschlossen werden. Es ist daher nicht notwendig, noch weitere Untersuchungen wie Röntgen, Computer- oder Kernspintomographie durchzuführen.
Wenn es keinen begründeten Verdacht auf ein ernsthaftes Problem gibt, raten medizinische Fachgesellschaften von bildgebenden Untersuchungen ab. Es kann nämlich auch vorkommen, dass bildgebende Untersuchungen einen vermeintlichen Grund für die Rückenschmerzen zeigen, der allerdings dann nichts mit den Problemen zu tun hat. So eine Fehldiagnose kann zu unnötigen oder falschen Therapien führen und Ängste bei den Betroffenen verursachen.
Sinnvoll können Untersuchungen wie Röntgen, Kernspin- oder Computertomographie (CT) sein, wenn es einen konkreten Verdacht auf eine bestimmte Ursache oder Erkrankung gibt. Auch bei Beschwerden, die nach Wochen noch nicht nachgelassen haben oder sich verschlechtern, werden manchmal weitere Untersuchungen empfohlen.
Wie werden Rückenschmerzen behandelt?
Akute Rückenschmerzen verschwinden fast immer von selbst. Bei starken akuten Rückenschmerzen – zum Beispiel bei einem Hexenschuss – sollte man vorübergehend auf schweres Heben verzichten und beim Bücken vorsichtig sein. Wichtig ist aber, so gut es geht aktiv zu bleiben. Dazu gehört, möglichst normal seinem Alltag nachzugehen, zum Beispiel bei der Arbeit nicht lange unbeweglich zu sitzen und längeres Liegen zu vermeiden. Auch leichte Bewegung wie zum Beispiel beim Spazierengehen, Schwimmen oder durch auflockernde Übungen ist sinnvoll.
Manche Menschen empfinden Wärmeanwendungen – zum Beispiel Wärmflaschen oder -kissen – als wohltuend. Entzündungshemmende Schmerzmittel wie Ibuprofen können manchmal ebenfalls helfen. Sie werden aber nur für kurze Zeit empfohlen (maximal zwei Wochen).
Wer sehr lange oder immer wieder unter unspezifischen Kreuzschmerzen leidet, ist in erster Linie selbst gefragt: Bei chronischen Beschwerden ist es am wichtigsten, körperlich aktiv zu bleiben. Betroffene sollten sich von den Schmerzen nicht an Dingen hindern lassen, die ihnen Freude bereiten.
Viele Studien zeigen: Bewegung ist bei chronischen Kreuzschmerzen die wirksamste Behandlung. Medikamente werden nur ergänzend empfohlen und sollten wegen ihrer Risiken möglichst nicht dauerhaft eingenommen werden. Bei manchen Menschen haben sich auch ein Achtsamkeitstraining und Entspannungsübungen wie die Muskelentspannung nach Jacobson bewährt.
Bei chronischen Rückenschmerzen kann auch eine kognitive Verhaltenstherapie hilfreich sein. Dabei werden Bewältigungsstrategien im Umgang mit Schmerzen vermittelt – beispielsweise, wie man Gedankenmuster verändert, die Schmerzen verstärken können.
Was beinhaltet eine Rehabilitation bei Rückenschmerzen?
Durch häufig wiederkehrende oder anhaltende Rückenschmerzen können längere Fehlzeiten im Beruf entstehen und der Alltag kann beeinträchtigt werden. Unter Umständen besteht dann die Möglichkeit einer ambulanten oder stationären Rehabilitation. Das Ziel dabei ist, die Probleme so weit in den Griff zu bekommen, dass für die Betroffenen wieder ein normaler Alltag möglich ist. Solch ein Programm kommt also nicht nur bei einer drohenden Erwerbsminderung infrage. Eine Rehabilitation wird über die hausärztliche Praxis beantragt.
Eine Rehabilitation besteht oft aus einer sogenannten multimodalen Schmerzbehandlung. Sie umfasst beispielsweise Physio-, Bewegungs- und Verhaltenstherapie sowie Schulungen und Entspannungstechniken. Die Therapie sollte auf die persönliche Situation abgestimmt sein. Eine Rehabilitation dauert in der Regel drei Wochen.
Multimodale Schmerzbehandlungen werden meist ambulant, manchmal auch teil- oder vollstationär in spezialisierten Kliniken durchgeführt. Dafür ist dann eine Einweisung ins Krankenhaus nötig.
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In Zusammenarbeit mit dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).
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