Krankheiten Restless-Legs-Syndrom
ICD-Codes: G25.81 Was sind ICD-Codes?
Ein unangenehmes Gefühl in den Beinen und ein starker Drang, die Beine zu bewegen, sind typische Symptome des Restless-Legs-Syndroms, kurz RLS. Die Beschwerden treten vor allem abends und nachts beim Ausruhen auf. Sie können zu erheblichen Schlafstörungen führen.
Auf einen Blick
- Menschen mit Restless-Legs-Syndrom (RLS) spüren ein unangenehmes Kribbeln oder Ziehen in den Beinen und den quälenden Drang, die Beine zu bewegen.
- Die Beschwerden treten vor allem in Ruhephasen auf und lassen nach, wenn man die Beine bewegt. Abends und nachts sind die Symptome am stärksten.
- Das RLS kann ohne erkennbare Ursache auftreten, aber auch in Zusammenhang mit einer Schwangerschaft, einem Eisenmangel oder bestimmten Erkrankungen stehen.
- Bei starken Beschwerden kommen Medikamente oder nicht medikamentöse Behandlungen wie Bewegungsübungen infrage.
- Manchen Menschen helfen Hausmittel wie warme Fußbäder oder feste Schlafzeiten.
Hinweis: Die Informationen dieses Artikels können und sollen einen Arztbesuch nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.
Was ist das Restless-Legs-Syndrom?
Das Restless-Legs-Syndrom ist eine neurologische Störung, die einen Bewegungsdrang in den Beinen auslöst. „Restless Legs“ ist Englisch und bedeutet „unruhige Beine“.
Menschen mit einem Restless-Legs-Syndrom (RLS) spüren ein unbehagliches Kribbeln, Jucken oder Ziehen in den Beinen. Sie haben zudem das drängende Bedürfnis, die Beine zu bewegen. Diese Beschwerden treten vor allem abends und beim Ausruhen auf und lassen zumindest vorübergehend nach, wenn man die Beine bewegt.
Daher können sie den Schlaf stören und die Lebensqualität beeinträchtigen. Um sie zu lindern, kommen verschiedene Behandlungen infrage – mit Medikamenten oder ohne.
Welche Symptome treten beim Restless-Legs-Syndrom auf?
Menschen mit Restless-Legs-Syndrom (RLS) spüren ein unangenehmes Gefühl in den Beinen und einen starken Bewegungsdrang. Sie beschreiben das Gefühl als Kribbeln, Jucken, Spannungsgefühl oder Ziehen tief in den Beinen. Die Beschwerden bei Restless Legs sind jedoch von Mensch zu Mensch unterschiedlich und oft schwer zu beschreiben. Selten sind auch die Oberschenkel, die Arme oder die Brust betroffen.
Weitere typische Empfindungen sind:
- Ziehen
- Kribbeln
- Jucken
- Schmerzen
- Pochen
- Hitzegefühl
Die Symptome treten nur in Ruhe auf. Gehen oder andere Beinbewegungen verbessern sie vorübergehend. Auch Reiben oder Massieren lindert die Beschwerden. Abends und nachts sind die Missempfindungen am stärksten, typischerweise beginnen sie kurz nach dem Zubettgehen und können das Einschlafen erschweren.
Im Schlaf bewegen manche Menschen mit Restless Legs die Beine häufig ungewollt, seltener auch die Arme. Fachleute bezeichnen das als „Periodic Limb Movements of Sleep“ (PLMS). Dadurch schlafen Menschen mit Restless-Legs-Syndrom auch schlechter durch. Tagsüber sind sie dann möglicherweise erschöpft, gereizt und haben Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren. Das Restless-Legs-Syndrom kann auch die psychische Gesundheit beeinträchtigen – bis hin zur Depression.
Was sind die Ursachen für das Restless-Legs-Syndrom?
Die genauen Ursachen für das Restless-Legs-Syndrom (RLS) sind unbekannt. Vermutlich spielen dabei verschiedene Faktoren eine Rolle, vor allem eine genetische Veranlagung und Veränderungen im Nervensystem.
Häufig haben Menschen mit Restless Legs einen gestörten Eisenstoffwechsel im zentralen Nervensystem, durch den nicht ausreichend Eisen im Gehirn verfügbar ist – obwohl oft im Blut kein Eisenmangel festgestellt werden kann. Eine weitere bekannte Ursache ist ein unausgewogener Dopamin-Haushalt. Dopamin ist ein Botenstoff im Gehirn, der für die Übertragung von Nervenreizen zuständig ist. Er ist unter anderem für Bewegungen wichtig.
Das Restless-Legs-Syndrom kann auch unter folgenden Umständen vorkommen:
- während einer Schwangerschaft
- während der Einnahme bestimmter Medikamente, etwa mancher Betablocker oder Antidepressiva
- bei anderen Krankheiten wie einer chronischen Nierenschwäche, Migräne, Parkinson, Multipler Sklerose oder Reizdarmsyndrom
Wie häufig ist das Restless-Legs-Syndrom?
Das Restless-Legs-Syndrom (RLS) kommt häufig vor. Es tritt bei ungefähr 3 bis 10 Prozent der Menschen in Europa und Nordamerika auf. Bei etwa 1,3 Prozent aller Erwachsenen in Deutschland sind die Beschwerden so ausgeprägt, dass sie den Alltag beeinträchtigen und eine Behandlung infrage kommt.
Das RLS kann in jedem Alter vorkommen. Mit zunehmendem Alter wird es häufiger. Frauen haben ungefähr doppelt so oft RLS wie Männer. Bei Kindern ist es seltener.
Wie verläuft das Restless-Legs-Syndrom?
Bei einem Restless-Legs-Syndrom sind die Beschwerden anfangs leicht und werden häufig über Jahre hinweg stärker. Zu Beginn kommen sie ausschließlich abends und nachts in Ruhe vor. Mit der Zeit können sie auch tagsüber auftreten, wenn man die Beine ausruht. Bei schweren Formen können auch Beschwerden in den Armen dazukommen.
Steckt eine andere Erkrankung hinter den unruhigen Beinen, verschwinden die Symptome, wenn diese erfolgreich behandelt wird. Auch bei Schwangeren mit Restless Legs gehen die Beschwerden nach der Geburt meist von selbst weg.
Ein Restless-Legs-Syndrom, dessen Ursache sich nicht klären lässt, heilt in der Regel nicht von allein aus. Verschiedene Behandlungen können jedoch die Beschwerden lindern.
Wie wird das Restless-Legs-Syndrom festgestellt?
Die ersten Untersuchungen sind meist in der hausärztlichen Praxis möglich. Dort kann zu anderen Facharztpraxen überwiesen werden, etwa für Neurologie oder Schlafmedizin.
Die Ärztin oder der Arzt stellt die Diagnose anhand der Beschwerden. Das sind Bewegungsdrang und ein unangenehmes Gefühl in den Beinen. Typisch für diese Beschwerden ist, dass sie
- sich bei Ruhe zeigen oder verstärken
- nachlassen, sobald und solange man in Bewegung ist
- im Laufe des Tages zunehmen oder nur abends und nachts auftreten
- sich nicht durch eine andere Erkrankung erklären lassen
Die Ärztin oder der Arzt fragt auch, ob andere Erkrankungen vorliegen und welche Medikamente man einnimmt. Zusätzlich wird Blut abgenommen, um die Eisen-, Nieren- und Schilddrüsenwerte zu bestimmen. Weitere Untersuchungen – etwa im Schlaflabor – können folgen, wenn die Diagnose unklar ist oder um andere Erkrankungen auszuschließen.
Zusätzlich kann ein L-Dopa-Test gemacht werden. Dabei wird einmalig das Medikament Levodopa (L-Dopa) eingenommen. Nehmen die Beschwerden nach der Einnahme rasch ab, spricht das für ein Restless-Legs-Syndrom.
Wie behandelt man das Restless-Legs-Syndrom?
Das Ziel der Behandlung ist es, die Beschwerden so gering wie möglich zu halten, damit sie den Alltag und den Schlaf möglichst wenig stören.
Besteht gleichzeitig eine andere Erkrankung, die zu Restless Legs beitragen kann, ist es wichtig, zunächst diese zu behandeln.
Nimmt man Medikamente ein, die die Beschwerden verstärken, kann die Ärztin oder der Arzt möglicherweise ein anderes Medikament verschreiben.
Sind die Beschwerden so stark, dass sie den Alltag und die Schlafqualität einschränken, kommt eine medikamentöse Behandlung infrage. Je nach Situation stehen die folgenden Medikamente zur Verfügung:
- Eisentabletten oder Eisen-Infusionen
- Dopaminagonisten: Sie ahmen im Gehirn die Wirkung von Dopamin nach.
- Antikonvulsiva wie Gabapentin oder Pregabalin: Das sind krampflösende Medikamente, die auch bei Epilepsie eingesetzt werden.
- Opioide, wenn sich die Beschwerden durch andere Medikamente nicht ausreichend lindern lassen.
Wichtig zu wissen: Diese Medikamente sind gut wirksam, können aber Nebenwirkungen haben. Bei Dopaminagonisten kann es passieren, dass sich die Symptome plötzlich verstärken, obwohl das Medikament anfangs gut wirkt – ein Effekt, den man in der Medizin Augmentation nennt. Deshalb achten Ärztinnen und Ärzte darauf, die Dosis dieser Medikamente möglichst niedrig zu halten.
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In Zusammenarbeit mit dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).
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