Krankheiten Muskelfaserriss

Durch abrupte Bewegungen, beispielsweise beim Sport, können Muskelfasern reißen. Ein Muskelfaserriss macht sich meist mit einem plötzlichen, stechenden Schmerz bemerkbar. In der Regel heilt er folgenlos aus, dies dauert jedoch einige Zeit.

Auf einen Blick

  • Ein Muskelfaserriss passiert häufig durch abrupte Bewegungen bei Sportarten wie Fußball oder Tennis.
  • Die Ursache ist eine Überforderung und Überlastung der Muskulatur.
  • Damit ein Muskelfaserriss ausheilt, sind Ruhe, Schonung und Kühlung wichtig.
  • Auch Geduld ist gefragt, denn die Heilung dauert einige Wochen. 
  • In der Regel heilt die Verletzung von selbst und ohne Folgen aus.  
  • Dass Behandlungen mit Bandagen, Tapes oder Therapien mit eigenem Blut und Gewebe wirken, ist nicht wissenschaftlich belegt.

Hinweis: Die Informationen dieses Artikels können und sollen einen Arztbesuch nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.

Eine Joggerin greift sich an den schmerzenden hinteren Oberschenkel.

Was ist ein Muskelfaserriss?

Wenn sich Menschen bewegen, belasten sie ihre Muskeln. Diese bestehen aus mehreren Baueinheiten: Einzelne Muskelfasern bilden Faserbündel, die wiederum Stränge und somit einen ganzen Muskel formen.

Kommt es beim Sport zur Überlastung eines Muskels, können Muskelfasern überdehnen und schließlich reißen. Bleibt es bei der Dehnung, entsteht eine Muskelzerrung.

Bei einem Muskelfaserriss reißen einzelne oder mehrere Fasern. Meist macht sich diese Verletzung mit einem plötzlichen Schmerz in der betreffenden Gliedmaße bemerkbar. Je nach Schweregrad kann sie nicht mehr belastet werden und ist zunächst fast bewegungsunfähig.

Häufig kommt es zu Muskelfaserrissen bei Sportarten, die mit schnellen Bewegungen, Sprints, Drehungen und Stopps verbunden sind. Dazu zählen zum Beispiel Tennis, Fußball oder Rugby.

Ermüdung, zu wenig Aufwärmen vor dem Training und verschiedene weitere Einflüsse können das Risiko für einen Muskelfaserriss erhöhen.

In der Regel heilt ein Muskelfaserriss von selbst aus. Einige schnelle Maßnahmen direkt nach der Verletzung – wie das Kühlen mit Eisbeuteln – sind jedoch empfehlenswert.

Woran erkennt man einen Muskelfaserriss?

Bei einem typischen Muskelfaserriss kommt es zu einem plötzlichen und stechenden Schmerz. Er hält an und führt dazu, dass man die Muskelpartie oder die Gliedmaße kaum noch belasten kann. 

Wenn Muskelfasern reißen, ist oft ein Reißgeräusch zu hören. Bei tiefen Rissen oder wenn der Muskel vollständig durchtrennt wird, kann das betroffene Bein nachgeben und ein Sturz die Folge sein.

Die Schmerzen eines Muskelfaserrisses verstärken sich, wenn man auf die verletzte Stelle drückt oder den Muskel dehnt. Manchmal bildet sich ein sichtbarer Bluterguss (Hämatom). 

Bei einem typischen Muskelfaserriss kommt es zu einem plötzlichen und stechenden Schmerz.

Menschen mit einem Muskelfaserriss nehmen oft eine Schon- und Fehlhaltung ein, belasten also zum Beispiel nur noch ein Bein und humpeln.

Zusätzlich kann es zu einer Delle oder Schwellung der betroffenen Stelle sowie zu einem sichtbaren Bluterguss oder blauen Fleck kommen.

Was sind die Ursachen für einen Muskelfaserriss?

Bei einem Muskelfaserriss werden kleinste Baueinheiten eines Muskels zerstört. Die einzelnen Fasern bilden Bündel, die zusammengenommen einen Muskel ausmachen.

Die Verletzung tritt typischerweise bei Skelettmuskeln auf, zum Beispiel beim Biceps femoris, der sich auf der Hinterseite des Oberschenkels befindet und umgangssprachlich als „Beinbeuger“ bekannt ist.

Durch eine Überbelastung oder seltener auch Schläge oder Unfälle können kurzzeitig Kräfte auf den Muskel einwirken, denen er nicht standhalten kann. In der Folge reißen die Fasern.

Welche Risikofaktoren für einen Muskelfaserriss gibt es?

Verschiedene Faktoren fördern einen Muskelfaserriss. Zu den häufigsten gehören:

  • zu intensives Training, Überlastung
  • Ermüdung und Erschöpfung der Muskulatur
  • fehlendes oder mangelhaftes Aufwärmen
  • fehlende Dehnbarkeit der Muskulatur
  • Muskelschwäche

Frühere Muskelverletzungen erhöhen ebenfalls das Risiko, einen Muskelfaserriss zu bekommen.

Ein weiterer Faktor, der einen Muskelfaserriss begünstigt, ist ein höheres Alter.

Wie häufig ist ein Muskelfaserriss?

Muskelfaserrisse gehören zu den häufigsten Sportverletzungen. Sie machen grob geschätzt ein Drittel aller Sportverletzungen aus. Meist handelt es sich aber um leichtere Verletzungen wie eine Muskelzerrung.

Muskelfaserrisse gehören zu den häufigsten Sportverletzungen.

Wie verläuft ein Muskelfaserriss?

In der Regel heilt ein Muskelfaserriss ohne Komplikationen und langfristige Folgen aus. Dafür ist allerdings die Schonung des Muskels wesentlich.

Die Heilung kann recht lange dauern: Je nach Schwere des Muskelfaserrisses dauert es 2 bis 6 Wochen bis zur vollständigen Belastbarkeit – manchmal auch länger.

Wichtig zu wissen: Beginnen verletzte Menschen wieder mit dem Sport, bevor der Muskelfaserriss ausgeheilt ist, erhöht sich das Risiko für eine erneute Verletzung.

Wie lässt sich einem Muskelfaserriss vorbeugen?

Um einer Muskelverletzung vorzubeugen, hilft ein an die eigene Leistungsfähigkeit angepasstes Training, bei dem Überlastungen vermieden werden.

Außerdem ist es wichtig, sich vor dem Sport aufzuwärmen.

Wie diagnostiziert man einen Muskelfaserriss?

Bei einem Verdacht auf einen Muskelfaserriss ist es ratsam, eine hausärztliche oder sportmedizinische Praxis aufzusuchen. Zunächst wird die Ärztin oder der Arzt einige Fragen zur Krankengeschichte stellen: Wann trat der Schmerz zuerst auf? Ist das Bein noch belastbar?

Meist erkennen Ärztinnen und Ärzte einen Muskelfaserriss aufgrund der typischen Symptome. Durch eine körperliche Untersuchung lässt sich feststellen, ob sich an der betreffenden Stelle eine Schwellung oder eine Gewebelücke gebildet hat, die auf einen Riss des ganzen Muskels hindeuten kann. 

Manchmal werden eine Ultraschalluntersuchung oder ein MRT gemacht, um die Diagnose abzusichern oder andere Verletzungen auszuschließen - etwa einen kompletten Muskelriss oder eine Verletzung von Sehnen oder Knochen.

Wie wird ein Muskelfaserriss behandelt?

Als Erste Hilfe empfehlen Ärztinnen und Ärzte Maßnahmen nach der PECH-Regel: 

  • P wie Pause: die sportliche Aktivität beenden und ruhen
  • E wie Eis: die Verletzung mit einem kalten Umschlag kühlen
  • C wie Compression: einen Druckverband anlegen
  • H wie Hochlagern: das betroffene Körperteil hochlegen

Diese Sofortmaßnahmen zielen darauf ab, Blutungen im Gewebe und Schwellungen zu reduzieren, um weitere Schäden zu verhindern. Gegen die Schmerzen können für wenige Tage frei verkäufliche Schmerzmittel wie Paracetamol oder Ibuprofen eingenommen werden.

Wichtig zu wissen: Zur Behandlung eines Muskelfaserrisses werden außerdem verschiedene Mittel und Verfahren angeboten. Hierzu zählen Salben, Bandagen oder das Taping, bei dem ein elastisches Klebeband (Kinesio-Tape) die Spannung des Muskels verringern soll. Ob diese Mittel und Verfahren die Heilung beschleunigen oder die Schmerzen lindern, lässt sich nicht sagen, weil es nicht genügend gute Studien dazu gibt.

Muskelfaserrisse heilen normalerweise von allein. Nach der Ruhepause ist es sinnvoll, mit angepassten Bewegungen zu starten und das Bein nicht zu lange ruhigzustellen. Wichtig ist, dass die Bewegungen nahezu schmerzfrei möglich sind. Ein leichtes Ziehen ist kein Problem. Manchmal überweist die Ärztin oder der Arzt auch an eine Praxis für Physiotherapie, die bei der Regeneration und Vorbeugung einer erneuten Muskelverletzung unterstützen kann.

Ein operativer Eingriff ist nur selten erforderlich. Gründe für eine Operation können ein sehr tiefer oder vollständiger Muskelriss oder ein drohendes Kompartmentsyndrom sein. 

In Zusammenarbeit mit dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).

Stand:
Fanden Sie diesen Artikel hilfreich?