Gallensteine

Gallensteine bilden sich aus verdickter Gallenflüssigkeit. Sie können krampfartige Oberbauchschmerzen hervorrufen. Manche Menschen merken gar nicht, dass sie Gallensteine haben. Lesen Sie hier, wie Gallensteine entstehen und wie man sie behandeln kann.

Auf einen Blick

  • Gallensteine sind Ablagerungen aus verdickter Gallenflüssigkeit.
  • Sie können zu krampfartigen Schmerzen im Oberbauch führen.
  • Viele Menschen haben Gallensteine, ohne es zu merken. Eine Therapie ist dann meist nicht nötig.
  • Frauen und ältere Menschen haben häufiger Gallensteine.
  • Die Diagnose von Gallensteinen erfolgt meist durch eine Ultraschalluntersuchung.
  • Eingriffe an der Gallenblase zählen zu den häufigsten Operationen in Deutschland.
  • Die Gallenblase zu entfernen, wird nur bei wiederkehrenden Beschwerden oder Komplikationen empfohlen.

Hinweis: Die Informationen dieses Artikels können und sollen einen Arztbesuch nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.

Eine älterer Mann sitzt und presst beide Hände an den Bauch. Eine Frau sitzt neben ihm. Vor beiden steht ein Arzt, der sich Notizen macht.

Was sind Gallensteine?

Gallensteine sind Ablagerungen aus verdickter Gallenflüssigkeit. Sie entstehen in der Gallenblase oder in den Gallengängen. Die Gallenblase ist ein kleines birnenförmiges Hohlorgan; sie liegt auf der rechten Bauchseite unterhalb der Leber. In der Leber wird täglich bis zu einem Liter Gallenflüssigkeit hergestellt. Gallenflüssigkeit ist wichtig für die Aufnahme von Fetten im Darm. Der größte Teil fließt nach dem Essen über die Gallenwege direkt in den Dünndarm. Die restliche Gallenflüssigkeit wird zwischen den Mahlzeiten in der Gallenblase gespeichert und eingedickt.

In Deutschland gehören Eingriffe an der Gallenblase zu den häufigsten Operationen.

In Deutschland gehören Eingriffe an der Gallenblase zu den häufigsten Operationen. Etwa 175.000 Frauen und Männer werden pro Jahr operiert – meist, weil Gallensteine Beschwerden oder Folgeerkrankungen verursacht haben.

Oft sind Gallensteine aber harmlos und viele Menschen bleiben schmerzfrei. Treten Beschwerden auf, können nur die Symptome behandelt werden. Manchmal kommt eine Operation infrage. Hierbei entfernen Ärztinnen und Ärzte festsitzende Gallensteine im Gallengang oder die gesamte Gallenblase.

Wie entstehen Gallensteine?

Erfahren Sie in diesem Video, wie Gallensteine enstehen und welche Symptome auftreten können.

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Welche Symptome zeigen sich bei Gallensteinen?

Viele Menschen haben trotz Gallensteinen keine oder kaum Beschwerden. Spürbare Beschwerden bekommen laut Studien etwa 2 bis 4 von 100 Menschen innerhalb eines Jahres. Bei etwa 50 von 100 Menschen, die bereits Beschwerden wie Koliken hatten, treten innerhalb von 2 Jahren erneut Schmerzen auf.

Wichtig zu wissen: Abhängig von Lage und Größe der Gallensteine können sie unterschiedliche Beschwerden verursachen. Typische Symptome für Gallenblasensteine sind sehr unangenehme, krampfartige Oberbauchschmerzen (Koliken).

Zu diesen Koliken kommt es, wenn sich die Gallenblase zusammenzieht, um Galle in den Darm zu pressen, der Ausgang aber durch Gallensteine blockiert ist. Die Schmerzen kommen in Wellen und können in den Rücken und die rechte Schulter ausstrahlen. Sie klingen meist nach spätestens einer Stunde ab und verschwinden einige Stunden später komplett. Daneben sind noch andere Beschwerden möglich, beispielsweise Sodbrennen, Blähungen, Übelkeit, Erbrechen und Völlegefühl.

Gallengangssteine können ebenfalls krampfartige Schmerzen im Oberbauch auslösen. Dann kann es zudem zu einer Gelbsucht (Ikterus) kommen. Sie lässt sich an einer Gelbfärbung der Haut und des Augenweiß (Lederhaut der Augen) erkennen. Zudem kann der Urin dunkel und der Stuhl hell verfärbt sein.

Eine Gelbsucht entsteht, wenn der Abfluss für die Gallenflüssigkeit längere Zeit blockiert bleibt. Der in der Leber gebildete Gallenfarbstoff (Bilirubin) – dieser entsteht beim Abbau des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin – kann dann nicht mehr abfließen. Es tritt mehr gelbes Bilirubin ins Blut über und bewirkt so die Verfärbungen.

Was sind die Ursachen von Gallensteinen?

Gallenflüssigkeit besteht aus Wasser und verschiedenen Stoffen, die teilweise nicht wasserlöslich sind. Wenn diese Stoffe verklumpen, können Gallensteine entstehen. 

Die meisten Gallensteine bestehen vorwiegend aus Cholesterin. Seltener sind sogenannte Pigmentsteine. Pigmentsteine setzen sich aus Kalzium und Bilirubin, dem gelblichen Abbauprodukt des roten Blutfarbstoffs, zusammen.

Für gewöhnlich entstehen Gallensteine in der Gallenblase. Sie können aber auch direkt in den Gallenwegen vorkommen. Die meisten Gallengangssteine bilden sich in der Gallenblase und wandern erst dann in den Hauptgallengang (Ductus choledochus). Ein anderer Unterschied ist die Lage: Steine in der Gallenblase nennt man Cholezystolithiasis, Steine in den Gallenwegen heißen Choledocholithiasis.

Was sind Risikofaktoren für Gallensteine?

Zu den Faktoren, die Gallensteine begünstigen, gehören:

  • höheres Alter: Ab 40 Jahren nimmt das Risiko für Gallensteine zu.
  • genetische Veranlagung: Diese besteht, wenn bei mehreren Angehörigen bereits Gallensteine aufgetreten sind.
  • Geschlecht: Frauen haben häufiger Gallensteine.
  • Schwangerschaft
  • Verhütungspille oder Östrogentabletten in den Wechseljahren  (Hormontherapie)
  • Funktionsstörung der Gallenblase: Das Organ kann sich nicht richtig zusammenziehen und begünstigt dadurch die Bildung von Steinen.
  • Kurzdarm-Syndrom: Das ist eine Folgeerkrankung, die nach der chirurgischen Entfernung eines großen Teils des Dünndarms auftreten kann.
  • Diabetes mellitus
  • bestimmte Antidiabetika (GLP-1-Analoga)
  • Leberzirrhose: Das ist eine schwere Erkrankung der Leber, die durch Stoffwechselerkrankungen oder hohen Alkoholkonsum hervorgerufen wird.
  • starkes Übergewicht
  • starker Gewichtsverlust in kurzer Zeit: beispielsweise bei stark übergewichtigen Menschen, deren Magen operativ verkleinert wurde.
  • spezielle, kalorienreiche Sonden- und Trinknahrung
  • Erkrankungen, bei der es zum erhöhten Abbau von roten Blutkörperchen kommt (Hämolyse)

Wie häufig kommt es zu Gallensteinen?

Schätzungen zufolge haben zwischen 5 und 25 Prozent der Bevölkerung Gallensteine. Menschen über 40 Jahren sind häufiger betroffen, Frauen mehr als Männer. Bei den meisten Menschen verursachen die Gallensteine keine Beschwerden.

Schätzungen zufolge haben zwischen 5 bis 25 Prozent der Bevölkerung Gallensteine. Die meisten von ihnen haben keine Beschwerden.

Welcher Verlauf zeigt sich bei Gallensteinen?

Das Risiko für Komplikationen ist erhöht, wenn typische Beschwerden auftreten. Es kann dann beispielsweise zu einer Entzündung der Gallenblase oder der Bauchspeicheldrüse kommen, selten zu einem Darmverschluss. Pro Jahr kommt es bei etwa 0,2 Prozent der beschwerdefreien Menschen mit Gallensteinen zu Komplikationen, bei Menschen mit Gallenstein-Beschwerden sind es etwa 2 Prozent.

Wie diagnostiziert man Gallensteine?

Bei Menschen mit Gallensteinen und ohne Symptome werden die Steine manchmal zufällig entdeckt – zum Beispiel während einer Ultraschalluntersuchung des Bauchraums, die aus anderen Gründen durchgeführt wurde.

Wenn typische Beschwerden auftreten, findet eine gezielte Untersuchung statt. Um die Symptome besser deuten zu können, ist es wichtig, der Ärztin oder dem Arzt zu Beginn der Untersuchung alle Beschwerden genau zu beschreiben.

In der Regel ist die Diagnose nicht sehr aufwendig. Auf das Untersuchungsgespräch folgt eine körperliche Untersuchung und ein Ultraschall des Bauchraums. Meist ist das bereits ausreichend. Um auszuschließen, dass die Beschwerden durch andere Erkrankungen verursacht werden, können weitere Untersuchungen notwendig sein.

Wichtig zu wissen: Gallengangssteine zu diagnostizieren kann komplizierter sein: Sie sind im normalen Ultraschall schwieriger zu erkennen. Daher folgt manchmal eine endoskopische Ultraschalluntersuchung (Endosonographie). Dabei wird ein Endoskop mit Ultraschallsonde über die Speiseröhre, den Magen und den Anfang des Zwölffingerdarms bis zur Mündung des Gallengangs vorgeschoben. Damit lassen sich Steine im Gallengang meist gut erkennen. Vor der Untersuchung bekommt man eine Schlafspritze (Kurznarkose).

Seltener wird eine sogenannte endoskopisch-retrograde Cholangiografie (ERC) zur Diagnostik durchgeführt – meist erst dann, wenn man sich sehr sicher ist, dass sich Steine im Gallengang befinden. Dabei schiebt die oder der Untersuchende ebenfalls ein Endoskop über die Speiseröhre, den Magen und den Anfang des Zwölffingerdarms bis zur Mündung des Gallengangs vor. Hier wird dann ein Kontrastmittel in den Gang gespritzt, um Steine auf dem Röntgenbild sichtbar zu machen. Im Rahmen der Untersuchung können die Steine dann nicht nur festgestellt, sondern mithilfe des Endoskops auch direkt entfernt werden.

Alternativ kommt die Magnetresonanz-Cholangiographie (MRC) infrage. Dabei liegt man in einem Kernspin-Tomografen, der „von außen“ Schichtbilder des Gallengangsystems erstellt. Wenn Gallensteine entdeckt werden, die entfernt werden sollten, ist dazu ein eigener Eingriff nötig.

Wie werden Gallensteine behandelt?

Wenn Gallensteine keine Probleme verursachen, müssen sie für gewöhnlich nicht behandelt werden. Viele Menschen mit Gallensteinen bekommen auch über einen längeren Zeitraum keine Beschwerden. Zudem kann jede Behandlung Nebenwirkungen haben und Operationen sind immer mit einem gewissen Risiko verbunden.

Um schmerzhafte Koliken zu lindern gibt es verschiedene Schmerzmittel und krampflösende Medikamente. Wirksam sind vor allem nicht steroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen. Diese Schmerzmittel helfen besser als krampflösende Mittel. Auch Symptome wie Völlegefühl oder Übelkeit lassen sich medikamentös behandeln. Nur selten werden Medikamente verschrieben, die Gallensteine auflösen können. Denn sie wirken sehr begrenzt und nur bei kleinen Cholesterinsteinen.

Möchte man schmerzhaften Koliken und Komplikationen dauerhaft vorbeugen, ist die Entfernung der Gallenblase oder von Steinen aus dem Gallengang die einzige Möglichkeit. Ob und wann dieser Schritt sinnvoll ist, hängt unter anderem von der Stärke der Beschwerden, dem Risiko für Komplikationen und möglichen Begleiterkrankungen ab.

Bei Menschen mit sehr großen Gallenblasensteinen oder mit einer bestimmten Form der Porzellangallenblase besteht ein erhöhtes Risiko, an Gallenblasenkrebs zu erkranken. Eine Porzellangallenblase ist eine sehr seltene Erkrankung, bei der die Wand der Gallenblase verkalkt. Dann kann eine Entfernung der Gallenblase auch infrage kommen, wenn keine Beschwerden vorliegen.

Vertiefende Informationen zur Behandlung von Gallensteinen, beispielsweise was die Vor- und Nachteile einer Operation sind und wie man ohne Gallenblase zurechtkommt, finden Sie unter gesundheitsinformation.de.

In Zusammenarbeit mit dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).

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